Wollen Sie Ihre Zukunft wirklich von den Kapitalmärkten abhängig machen, ob Sie im Alter arm oder reich sind?

Eigenverantwortliches Handeln zur Absicherung des  Rentenalters erscheint vor den aktuellen Entwicklungen notwendiger denn je. Doch ist eine Altersvorsorge nach unserem heutigen Verständnis überhaupt möglich bzw. gar notwendig? Erscheinen die heutigen Angebote am Kapitalmarkt zur kapitalgedeckten Altersvorsorge nicht eher als ein auswegloses Unterfangen?

Die Zukunft der Altersvorsorge

Durch die aktuelle Krisenpolitik werden die Kapitalmärkte künstlich in ein Niedrigzinsjoch, das sie auf Jahre oder gar Jahrzehnte nicht werden abschütteln können, gezwungen. Für die Staaten ist es eine bequeme Art, ihre Schuldenlasten wegzudrücken. Für Sparer bedeutet es jedoch eine klare Verschlechterung: Ihre Möglichkeit, finanziell selbst fürs Alter vorzusorgen, wird empfindlich beschnitten. Die Sparer sitzen in der Falle: Die Politik kürzt ihnen die Rente unterm Hintern weg und manipuliert zugleich die Kapitalmärkte zu Lasten der privaten Vorsorge: Sicher angelegtes Geld gibt es nicht mehr. Wahrscheinlich hat es die suggerierte Sicherheit nie gegeben. Das hat uns die aktuelle Finanzmarktkrise immer wieder vor Augen geführt. Die Folgen dieser Niedrigzinspolitik sind dramatisch. Der globale Schuldenberg wird überhaupt nicht abgetragen, sondern immer nur weitergeschoben, am Anfang von den Unternehmen und Banken auf den Staat. Jetzt ist der Staat bestrebt, ihn auf die Privaten abzuwälzen.

Noch im Jahr 2008 warfen Staatsanleihen durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr ab. Derzeit liegt der durchschnittliche Zins aller am Markt befindlichen Bundespapiere bei ca. 1 Prozent. Die allgemein angewandte Faustformel, dass es reiche, zehn Prozent des Einkommens zu sparen, um am Ende des Berufslebens seinen Lebensstandard zu halten, funktioniert nur, wenn der erzielte Zins bei vier Prozent oder mehr liegt. Das ist heute so fraglich wie nie. So üppige Renditen wie in den vergangenen Jahrzehnten werden wir nicht mehr sehen. Nicht zu unterschätzen sind die großen, existenzbedrohenden Kapitalmarktcrashs, sogenannte „Schwarze Schwäne“. Diese haben durchaus das Potential, gigantische Geldbeträge auf einen Schlag zu vernichten und die meisten, unvorbereiteten Anleger wieder von vorn anfangen zu lassen. Auch wenn viele Marktteilnehmer die Existenz solcher Verwerfungen leugnen, sollte die Möglichkeit des Eintretens dieser Ereignisse bei der Erstellung der Anlagestrategie unbedingt berücksichtigt werden. Dem Anleger sollte klar sein, dass Renditen die in der Vergangenheit mit diversen Anlageklassen zu erzielen waren, nicht blind in die Zukunft fortgeschrieben werden können. Das Erkennen der Nichtlinearität vergangener Ereignisse ist ein sehr wichtiges Kriterium bei der Planung der Altersvorsorge.

Wie wichtig die Rendite auf Sicht von 30 Jahren ist, zeigen folgende Berechnungen. Aus 100 Euro, monatlich angelegt, immerhin ein Gesamtanlagebetrag von 36.000 Euro, werden bei einer Rendite von einem Prozent nach 30 Jahren ca. 42.000 Euro, bei drei Prozent fast 58.000 Euro und bei sechs Prozent fast 100.000 Euro. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Höhe der privaten Rente – und damit auf den Lebensstandard im Alter.

Um also im Ruhestand das gleiche Geld zur Verfügung zu haben, muss bei fallenden Marktrenditen während der Ansparphase ein immer größer werdender Teil des Einkommens beiseite gelegt werden. Fest steht, dass die gesetzliche Rente nicht reichen wird. Sie droht sogar, ganz auszufallen. Das gilt selbst für Arbeitnehmer, die sich heute als „nicht schlecht verdienend“ einschätzen: Mittlerweile laufen beträchtliche Summen in das Umlageverfahren ein. Knapp 185 Milliarden Euro werden in die Rentenkassen jährlich eingezahlt. Dieser Betrag reicht jedoch nicht, um alle Verpflichtungen zu erfüllen. Daher muss der Bund Zuschüsse zahlen. In 2015 waren das 31 Milliarden Euro! Sieht so aus, als ob schon jetzt das Umlageverfahren nicht mehr funktioniert. Und was passiert erst in einigen Jahren, wenn die Zahl derer, die einzahlen, immer weiter schrumpft?

Die letzten Rentenreformen, die der Absenkung der Leistungen aus den sozialen Töpfen galten, haben die Situation der gesetzlich rentenversicherten Arbeitnehmer definitiv verschlechtert. Heute wissen wir, dass es bei den Reformen nur darum ging, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht zu gefährden. Zu Lasten der Arbeitnehmer und Rentner.

Rentereform und Altersvorsorge

Durch die Rentenreformen der vergangenen Jahre wurde das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 von derzeit 51 Prozent auf dann 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns abgesenkt. Um die entstehende Lücke zu schließen, stärkte die Regierung die private Vorsorge. Um Riester- und Rürup-Produkte attraktiv zu machen, führte sie für bestimmte Bevölkerungsgruppen staatliche Subventionen ein. Eine Mogelpackung. Gleichzeitig schränkte man deren Verfügbarkeit und zwang den Anleger in vorher festgelegte Anlageformen. Nicht zu vergessen sind die Hochrechnungen, die angestellt werden, um solche Produkte dem Vorsorgesparer schmackhaft zu machen. Nehmen wir einen 32-jährigen Arbeitnehmer. Er verdient aktuell 1.000 Euro netto. Sein gesetzlicher Rentenanspruch beträgt 430 Euro. Damit ergibt sich eine Versorgungslücke von 570 Euro. Um diese Lücke zu schließen, benötigt er 135.000 Euro. Bei einer Renditeerwartung von 3 Prozent jährlich müsste er monatlich 200 Euro beiseite legen. Das sind immerhin 20 Prozent des derzeitigen Monatseinkommens!  Und das 34 Jahre lang. In diesem Beispiel wird davon ausgegangen, dass die Sozialversicherungssysteme ihre Versprechen an die Menschen auch einhalten. Das darf vor dem Hintergrund des Zustandes der Sozialversicherungssystem und der Demographie durchaus stark in Zweifel gezogen werden. Nun ist es der Staat selbst, der es Vorsorge-Sparern erschwert, die Rentenlücke mithilfe der herkömmlichen und geförderten Produkte für die Altersvorsorge zu stopfen. Über politisch manipulierte Minizinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen, enteignet er die Sparer doppelt. Für Anleger bedeutet das: Sie stecken definitiv in der Vorsorgefalle.

Die Erträge, die ihnen von der Finanzindustrie in Aussicht gestellt wurden, sind schlicht nicht mehr zu erzielen. Und was als sicher gilt, das bestimmen keineswegs die Anleger oder Unternehmen allein: Der Gesetzgeber drängt durch das Aufstellen neuer Regelwerke (z.B. Solvenzy II) beispielsweise Versicherer in bestimmte Anlagen wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Firmenbonds. Just jene Investments, die kaum noch etwas abwerfen. Dazu kommt die Gefahr, dass Versicherungen, Investmentfonds und Bankguthaben durch Gesetze reglementiert werden, die es dem Staat jederzeit erlauben, dem Sparer den Zugriff auf seine Guthaben in den benannten Anlageklassen zu verweigern. Diesen Vorgang beschreibe ich als Geldeiszeit (www.geldeiszeit.de). Keine guten Aussichten. Hinzu kommt, dass der Kapitalmarkt ein gefräßiges Monster ist. Er ist so aufgebaut, dass es auf Dauer nicht sehr viele Gewinner geben kann.

Treffsichere Prognosen sind im dynamischen System der Kapitalmärkte unmöglich. Selbst sogenannte Experten müssen Einsehen, dass auch sie die Zukunft nicht vorhersagen können. Ob die vielbeschworene Streuung von Anlegergeldern auf verschiedene Anlageklassen diese Dinge verhindern können, wage ich aufgrund der starken Verschmelzung der weltweiten Kapitalmärkte zu bezweifeln. Es sollte jedem Mitspieler an den Kapitalmärkten klar werden, wer die anderen Spieler in diesem Spiel sind und auf welcher Seite sie stehen. Der Staat und die Finanzindustrie stehen definitiv nicht auf der Seite des Anlegers. Ökonom Helmar Nahr machte dies im folgenden Ausspruch sehr deutlich: „Kleinanleger sind das Kanonenfutter des Wertpapierhandels.“ Hinzu kommt, dass der Staat bereits Gesetze erlassen hat, die aus meiner Sicht nur aus einem Grund gemacht wurden. Um den Menschen alles wegzunehmen. Berücksichtigen Sie bei ihren Anlageentscheidungen zwingend die aktuelle Gesetzeslage  und informieren sie sich über die aktuellen Zugriffsmöglichkeiten des Staates auf ihre Vermögenswerte. Interessant ist hier die Webseite www.geldeiszeit.de auf der sie sich informieren können. Was nützt die Streuung und nett anzuschauende Hochrechnungen von Renditeerwartungen, wenn der Staat über Nacht den Zugriff auf fast 90% der liquiden Mittel der Bundesbürger verweigern kann. Und die Gesetze existieren bereits und sind  scharf geschaltet bei Lebensversicherungen, Bausparkassen, Banken, Investmentfonds. Unterlassen wir doch die Betrachtung einer zu erwartenden  Rendite auf die getätigten Kapitalanlagen. Das Problem ist deutlich schlimmer als es viele Menschen vermuten. Das dynamische Duo Staat und Hochfinanz ist der Gegner des treuen Sparers der Altersvorsorge. Verwirrung und das nicht vorhandene Wissen rund um das Thema Wirtschaft und Geld wird von beiden verwendet, den Menschen alles wegzunehmen. Mittelfristig müssen wir uns Gedanken machen, ob die Kapitalmärkte heutiger Ausprägung dazu geeignet sind, eine solide Altersversorgung der Menschen sicherzustellen. Ich habe da meine historisch begründete Zweifel.